Was bedeutet es eigentlich, wenn Anfang des 21. Jahrhunderts die kinder-/jugendpsychiatrische und/oder -psychologische Diagnose „Dyskalkulie“ oder „umschriebene Rechenschwäche“ lautet?
Was bedeutet es eigentlich, wenn Anfang des 21. Jahrhunderts die kinder-/jugendpsychiatrische und/oder -psychologische Diagnose „Dyskalkulie“ oder „umschriebene Rechenschwäche“ lautet?
Was ist gemeint? Wo liegen die Unterschiede?
Dyskalkulie ist ein derzeitig unzureichend definierter Arbeitsbegriff für eine Teilleistungsschwäche im Rechnen. Ursächlich ist eine irreparable Desorganisation einiger Hirnregionen und eine dysfunktionelle visuelle/auditive Informationsaufnahme/–verarbeitung. Sie ist von der WHO als Beeinträchtigung mit Krankheitserleben anerkannt.
Eine umschriebene Rechenschwäche hingegen deutet sich zwar durch die Symptome wie eine Dyskalkulie an, ist aber als Entwicklungsverzögerung zu verstehen, d. h. es liegen keine permanenten partiellen Veränderungen der Hirnrinde vor.
Mit Hilfe rein projektiver Testverfahren sind die beiden Phänomene nicht voneinander zu unterscheiden. Hierfür wäre eine Positronenemissionstomographie (PET) oder funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) des Gehirns notwendig, wie sie bedauerlicherweise derzeitig lediglich von wenigen Spezialist/innen in hirnphysiologischen und neuropsychologischen Abteilungen einiger Universitätskliniken durchgeführt werden.
Im Fazit stellt die Unterscheidung der Diagnose in Dyskalkulie und umschriebene Rechenschwäche heutzutage lediglich eine richtungsweisende Kategorisierung dar, so dass wir das Üben in allen Fällen sowohl mit den größten Hoffnungen, als aber auch einer gewissen Vorsicht vor zu hohen überfordernden Erwartungen starten. Leistungsdruck schafft Blockaden, die vornehmlich durch den Anstieg des Stresshormons Kortisol entstehen, und ist unbedingt zu vermeiden.
Die Methoden meiner integrativen Lerntherapie greifen sehr gut bei beiden Phänomenen, weil sich das therapeutische Vorgehen methodisch und didaktisch nicht unterscheidet.
Die Erfolgsprognose ist erfahrungsgemäß sehr, sehr gut.
Seelische Folgebeeinträchtigung
Was bedeutet es für Kinder, keine optimalen Lernbedingungen zum Erlernen des Rechnens zu haben?
Durch das tägliche Versagenserleben der Betroffenen wird oft eine seelische Folgeproblematik genährt.
Liegt diese vor oder droht mit hoher Wahrscheinlichkeit, wird dem Kind/Jugendlichen eine durch den öffentlichen Kostenträger finanzierte professionelle Förderung zugestanden. Nach geltendem Schul- und Kinder-/Jugendhilferecht reicht das Vorliegen einer Dyskalkulie/umschriebenen Rechenschwäche ohne seelische Not nicht aus, damit die Kosten der Therapie übernommen werden.
Eine integrative Lerntherapie ist mehr als Förderunterricht. Integrative Lerntherapie ist eine Form der kinder-/jugendpsychologischen Behandlung. Während sie selbstredend auf eine Verbesserung der Rechenleistung durch Veranschaulichung, das Üben und Anleiten zum selbständigen Üben abzielt, ist der Fokus ebenfalls in besonderem Maße auf die seelische Gesundheit des Kindes/Jugendlichen gerichtet.
Lassen Sie uns nach Vorne blicken: Es ist eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache, dass Dyskalkulie nichts (gar nichts!) mit Minderbegabung zu tun hat!
Schauen Sie also auf die Stärken Ihres Kindes! Geübt werden sollte nicht immer nur der Bereich, in dem Defizite vorliegen. Die Gefahr, dass andere Begabungen nebenher verkümmern, ist zu groß.
Dyskalkulie muss wirklich nicht an einem zufriedenen Leben hindern!
Inhalte der integrativen Lerntherapie
Wie Sie nun schon wissen, ist ein Inhalt der integrativen Lerntherapie das Bewusstsein für das Lerndefizit zu schaffen, d. h. zu entlasten – nämlich einerseits den Erwartungsdruck zu verringern, andererseits Mut zum notwendigen Üben zu machen.
Wichtig für die Durchhaltefähigkeit ist für jede/n natürlich das Wissen um Lernstrategien. soll heißen: Antworten auf die Frage, wie effizient geübt werden kann.
Dem Kind wird verdeutlicht, dass seine Schwierigkeiten im Rechnenlernen nicht mit Dummheit gleich zu setzen sind.
Hierdurch und durch positive Lernerfahrungen bedingt durch die Anwendung kleinschrittigen an den individuellen Leistungsstand angepassten Fördermaterials kann der Teufelskreis aus Misserfolgserlebnissen und resultierender Mutlosigkeit/Demotivation aufgebrochen werden. Fehler können in der Folge wieder verkraftet werden.
Das Selbstbewusstsein wird aufgebaut und manifestiert. Vielfältige Materialien (durch eine eingehende differential-diagnostische Ursachensuche auf die individuellen Defizite abgestimmt) bringen maximalen Nutzen bei minimalem Aufwand.
Eine Orientierung am Klassenstoff findet nur bedingt statt, da der/die Schüler/in den Anschluss an das Curriculum i. A. bereits verloren hat.
Die Elemente der Förderung im Überblick entnehmen Sie bitte der Praxisinformation.
Persönliche Rücksprachen mit Eltern und Lehrer/innen über den Verlauf der Therapie sind nach Absprache möglich und aus systemischer Sicht notwendig.
Schlussgedanke
Die/der Therapeut/in ist aus seiner/ihrer Aufgabenstellung in erster Linie zu Loyalität dem Kind gegenüber verpflichtet!
Alle mit dem Kind umgehenden Menschen müssen im Laufe der Therapie den Grundsatz lernen, dass im Fazit die Teilleistungsschwäche des Schulkindes in ihren Auswirkungen keinesfalls die positiven Seiten der Gesamtpersönlichkeit des Kindes überschatten darf.
Anschauliche Informationen zum Verlauf der Therapien finden Sie bei Interesse unter „Therapien“ in Form beispielhafter Falldokumentationen.